INTERVIEW: Ein Recon Mitglied im Gespräch mit dem Gründer von Nasty Pig. Teil 2
von
Recon News
25 April 2016
Samuel Neuberg (Blackbandana991 bei Recon), Modehistoriker aus New York City interviewt Nasty Pig Gründer und CEO David Lauterstein. Neuberg, der ein Spezialist in der Geschichte und Entwicklung von homosexuellen, subkulturellen Systemen in Sachen Kleidung ist, traf sich mit Lauterstein im Nasty Pig Geschäftssitz und unterhielt sich mit ihm über die Entstehung von NP, der Zukunft des Unternehmens und über die Entwicklung von Fetisch in NYC.
Samuel: wer waren denn damals so deine Abnehmer, als du angefangen hast deine Designs zu verkaufen?
David: Freunde, Leute die in Chelsea lebten. Zur gleichen Zeit startete bei L.U.R.E. ein Event an Mittwoch Abenden das sich Pork nannte. Pork startete Thanksgiving im Jahr 1994 und wir starteten Nasty Pig im Frühjahr 1994 und öffneten den ersten Shop im Dezember 1994. Die Veranstalter von the L.U.R.E. sagten sich: 'okay: jung, kinky, keine Regeln.' Da waren also nun Pork und Nasty Pig beide zum gleichen Zeitpunkt. Und was das angeht kann man wirklich sagen, dass die der Pig Grundgedanke in der schwulen Subkultur wirklich daher kommt. Von diesen zwei Ereignissen, die sich glücklicherweise zusammen zum selben Zeitpunkt ergeben haben. Wir sind am Wochenende also zur Pork und dann zur Soundfactory auf der 27th Street, was eine richtig geile Underground Afterhour Party war und dort haben uns Leute einfach auf unsere Klamotten angesprochen. Alles fing also ziemlich durch Mundpropaganda an und darauf hin sind Leute in unseren kleinen Laden gekommen und wir hatten zusammen mit unseren Kunden ne Menge Spaß und haben für einige sogar richtig gut es Unterhaltungsprogramm geliefert.
S: Den Namen Nasty Pig gab's also schon von Anfang an. Es gibt heutzutage glaub ich eine Menge Kerle die sich mit der Pig-Identität wirklich gut identifizieren können und davon ausgehen, dass es diese Klassifizierung schon seit jeher gab--aber es ist wirklich etwas ziemlich neues, sehr "New York" und auch sehr Du! Wie fühlt es sich an, jetzt wo die Marke wirklich geschätzt wird und erfolgreich ist - Ich meine damit nicht nur finanziell und geschäftlich sondern auch wie es sich anfühlt etwas an die Community zurückgegeben zu haben, dich kreative zum Ausdruck gebracht hast und vielen Kerlen damit geholfen hast sich selbst zu finden oder sich mit anderen identifizieren können.
D: Fantastisch. Es ist wirklich sehr befriedigend wenn man sieht wenn sich Leute mit dem was man tut identifizieren können, aber das Befriedigendste ist, dass zwischen 1994 bis vor zwei Jahren viele Leute echt Probleme mit unserer Marke hatten. Und es immer noch tun. Diese Leute denken, dass Schwul zu sein, seine Sexualität zu zeigen und sie furchtlos zu erforschen ist etwas was sich schlecht auf den Ruf von Schwulen im Allgemeinen auswirkt. Ich sah das schon immer anders, seit meinem Coming out.
Wir wussten schon immer, dass es 20 Jahre dauern würde bis Mainstream mit uns aufgeholt hat, aber Schwul zu sein ist wir ein Geschenk des Himmels. Für uns gibt es keine Regeln, dein Sex kann so sein wie du ihn gerne hättest und der Nicht-Hetero--meiner Meinung nach--die Nicht-Standard-Hetero Version von uns - nicht das wir einfach nur toleriert und akzeptiert werden sollten, wir sind sehr wichtig für das Geflecht unserer Gesellschaft. Weißt du, ich glaube das Schlimmste was passieren könnte ist, dass wir alle heiraten und Kinder in die Welt setzen. Ich fänd's toll wenn die Leute das haben können wenn sie es wollen, aber es sollte nicht der goldene Standard für's Schwulsein werden. Dieser Standard sollte eher totale Akzeptanz sein und deinem Weg zu folgen. Demzufolge finde ich es super aufregend, dass mehr und mehr Jungs sich mit unserer Marke identifizieren können. Vergiss das Geschäft und das Geld, es ist auf persönliche Art und Weise sehr befriedigend, weil wir alle wunderbar sind, mit all unseren schlechten wie unseren guten Angewohnheiten- wir gelten einfach alle gleich.
S: Also der Unterschied hier ist das es jetzt im Wesentlichen eine Marke gibt, die keine Angst hat zu sagen wer sie ist und wofür sie steht und für wen wir produzieren und wer unsere Kunden sind. Wohingegen es früher keine Marke gab, die Leuten eine Platform dafür gab.
D: So sehr unser Ursprung vom Sex herkommt, so sehr kommt er genauso von Kunst und Liebe. Wir sehen uns als ein Experiment, dass Schwulen zeigt--ich bin hier wie ein Spiegel; wenn du mich hier wie eine übersexualisierte Sex Orgie siehst oder was auch immer, dann handelt es sich da lediglich um deine Projektion die du in mir siehst. Das liegt einfach nur bei dir, denn in der Realität ist dies eine Firma von zwei Männern die sehr verliebt sind, die sehr ehrlich zueinander sind, hart arbeiten, Steuern zahlen, aus Arbeiterfamilien kommen, sehr traditionelle Jungs und der Grund dafür, warum wir immer beliebter werden. Ich denke auch das es die Energie von Ehrlichkeit und Authentizität ist, die alles andere untermauert. Und die Jungs die unsere Marke verstehen die spüren das auch.
S: Und jetzt, da ihr viel mehr in der Öffentlichkeit vertreten seid, wie sieht da das nächste Kapitel in euren Vorhaben aus?
D: Wie das nächste Kapitel aussieht? Ach weißt du, im Hinblick auf Produkte gibt es da sehr viele Sachen die ich noch gerne machen möchte. Wir möchten weiterhin in dieser Fashion/Fetisch Sport Gear Schiene mit der wir angefangen haben, weiter innovativ tätig sein. Ich möchte mich nicht auf meinen Lorbeeren ausruhen und weiterhin coole Fetisch Kleidung produzieren. Letztendlich was ich super toll fände ist, dieses sich weit entwickelte, kulturell relevante Sache, wo wir weiterhin großartige Produkte schaffen und dass die Leute weiterhin verstehen, dass ein Nasty Pig zu sein bedeutet ein Gentlemen zu sein und gleichzeitig einen "Flotten Vierer" zu schieben oder es einfach nur liebt gefickt zu werden; das diese Dinge keine Gegensätze sein müssen einfach nur zwei Seiten ein und der selben Identität sind.
Ich habe da diese unterschiedlichen Philosophien, ich nenne sie hart und weich: Hart im Schlafzimmer und weich überall anders. Wo auch immer du bist und nen Harten hast benimm dich wie ein geiles Schwein und dort wo du keinen Harten hast benimm dich angemessen sanftmütig. Die andere Philosophie ist meine Nasty Pig Philosophie: Deals, Heels, Squeals. Kapitalismus, Potenzial und Schwänze.
Zuerst Deals: bezahl deine Rechnungen, halt dein Wort, zeig dich, Zahl deine Miete. Dann Heels: spiel mit deinen Freunden, geh aus und feier; tanze, sei fröhlich. Erlebe Schwulsein von der fröhlichen und weiblichen Energie des Loslassens und der Liebe. Und dann Squeals (Quietschen): dann fickt man. Und du machst es in genau dieser Reihenfolge. Bring die Dinge in Ordnung, weil du dich zunächst einmal finanziell selbst um dich kümmern musst und sei verantwortungsbewusst und dann solltest du auch immer glücklich sein und das ist der spaßige Teil. Und habe Sex und beende die Nacht.
S: und dann schaffst du Designerunterwäsche an Leute die das Konzept verstehen und sobald die dann Andere in der gleichen Unterwäsche sehen dient das gleichzeitig als so eine Art Wink mit dem Zaunpfahl.
D: Yeah. Wir sagen immer gerne unsere Marke ist eine sehr privater Wink in einer sehr öffentlichen Welt. Ich wollte immer, dass meine Marke so eine Art kultureller Zaunpfahl für die Leute ist, egal ob du kinky bist oder einfach an Anti-Konformität glaubst.
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