ISSUE_03 - Recon Mitglied Latexrush näher kennenlernen

ISSUE_03 - Recon Mitglied Latexrush näher kennenlernen

von Recon News

18 August 2021

Als wir auf das Profil von LatexRush gestoßen sind, waren wir wirklich erstaunt, wie selbstbewusst dieser junge schwarze Mann seinen Fetisch so stolz und so tiefschürfend ausstellt. Ein Selbstbewusstsein, von dem eine Ruhe ausgeht. Die Zusammenstellung seiner Fotos und das starke Gespür für Ästhetik sagte uns alles, was wir über ihn und seine Einstellung zu Fetisch wissen mussten. Er sticht heraus. Es kommt nicht oft vor, dass man eine so junge P.O.C. sieht, die ihre Idee von sich selbst so klar darstellen kann. Für viele wie ihn, ist es meistens eine Reise ein bestimmtes Fetisch-Ziel zu erreichen, deshalb wollten wir mehr darüber hinausfinden.


Was würdest Du sagen, sind Deine primären Fetische und Kinks und wie haben sie sich über die Zeit entwickelt?

Meine hauptsächlichen Kinks sind Leder, Latex, Bondage und submissives Rollenspiel. Sie haben sich auf eine Art entwickelt, von der ich nicht für möglich gehalten hätte, dass sie das werden. Ich mag, wie einige meiner Kinks Überschneidungen zulassen (z.B. Bondage & Leder/Latex), das lässt mich immer weitersuchen und offen für neue Erfahrungen zu sein.


Erzähl' uns von Deinen Fantasien…

Meine Reise in den Kink begann ich als Teenager. Es fing mehr aus Modeinteresse an. Ich wollte einfach ein Paar glänzende Lederjeans haben und dachte, mein Leben wäre dann sicher erfüllt. Seit diesem Moment begannen sich meine Fantasien zu entwickeln. Ich wollte Bondage ausprobieren – geschafft! Ich wollte einem Lederdaddy dienen – geschafft! Vor Kurzem konnte ich ein Vac-Bett ausprobieren. Ich habe bis jetzt alles verwirklicht, das ich ausprobieren wollte. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt möchte ich einfach nur einen Partner, dem ich vertrauen kann und mit dem ich offen und ehrlich sein kann, über die Sachen, die wir gemeinsam ausprobieren und erfahren wollen.


In Deiner Bio, die Du uns geschickt hast, steht, dass Dich jemand auf Recon unter seine Fittiche genommen hat. Wie wichtig war dieses Mentorat/diese Freundschaft dabei, Dich auf Deiner Fetischreise zu leiten?

Der Name meines Mentors war Larry. Er ist ein liebenswürdiger Mann, der mir beigebracht hat, dass Kink mehr als nur „heißer Sex" ist. Es ist eine Gemeinschaft von Außenseitern, wie er es beschrieb. Ich fühlte mich immer so, dass ich in keine Gemeinschaft oder keine Gruppe hineinpasste. Für die schwarze Community bin ich nicht schwarz genug und wurde dort durch die Art wie ich mich ausdrücke als „white-wash" („weißgewaschen") abgestempelt. Ich hatte nie einen festen Freundeskreis und wurde in meiner Familie als das schwarze Schaf betrachtet. Ich war immer auf der Suche nach meinen Leuten und als ich Larry traf, gab er mir Hoffnung, dass es die Möglichkeit gäbe, das sei vielleicht die Community für mich. Larry klärte mich über den Hanky-Code, die Beziehung und Dynamik, die zwischen einem Submissiven und einem Dom/Sir herrschen und vieles Andere auf. Ich lernte, während ich ihn und seine Erfahrungen näher kennenlernte.


Findest Du, dass es für junge, schwarze Männer einige Hindernisse gibt, in die Szene hineinzukommen?

Ich glaube, sie sehen einfach zu wenige Ihresgleichen in der Community. Menschen fühlen sich weniger willkommen, wenn sie keine Gruppe Menschen sehen, die sie repräsentiert. Wegen der Stereotypen, die mit der Kink Community verbunden werden, war auch ich zögerlich mich einer Community wie dieser anzuschließen. Ich finde auch, dass der Begriff „Sklave" immer noch schwierig zu gebrauchen ist, wenn man betrachtet, wie BDSM seine Wurzeln in der Sklaverei hat. Die schwarze Community möchte sich von dieser Geschichte so stark wie möglich lossagen; es kann so aussehen, als ob wir uns als Community eher wieder zurückbewegen. Es gibt starke Tabus bei Spielszenen, die für diejenigen, die daran nicht teilnehmen, keinen Sinn machen würde, wie z.B. das „Race Play" („Rassenspiel"). Diese Sachen machen es schwierig, in eine Community wie diese einzutreten.


Wir haben in unserer Episode des Recon Podcast „Black, Gay & Kinky" über die Wahrnehmung gesprochen, dass Kink und Fetisch „etwas für Weiße" sind und dass es der Drang danach, dieses Narrativ zu ändern, war, der Dich dazu brachte, Dein Magazin zu schaffen. Warum sind Repräsentation und Inklusion innerhalb der Community für Dich so wichtig?

Ich habe mein Magazin gemacht, um zum Vorschein zu bringen, dass es in dieser Community schwarze Männer gibt, und zwar mehr als man denkt! Wenn ich mich auf meinem anderen Instagram Profil mit einigen Followern über meine Kink Interessen unterhalte, sagen Leute oft sehr dumme Sachen. Eine Sache, die bei mir hängengeblieben ist, war, als jemand sagte „Das ist so eine Sache, die Weiße machen." Mein Magazin war ursprünglich als Portfolio für Model-Agenturen gedacht. Ich habe es dann gedruckt, um es für eine größere Zielgruppe freizugeben und aus dem Grund BIPOC zu repräsentieren. Ich plane immer noch, mein Magazin für beide Zwecke zu verwenden.


Was beeinflusst Deine Fetisch Art?

Ich schaue mir Filme wie Blade, die Matrix Trilogie and und lasse mich von Mode, Music und ganz ehrlich einfach von Allem beeinflussen. Am stärksten fühle ich mich nach einem Konzert inspiriert, wo ich einfach high vom Leben bin und darüber nachdenke, wie der auftretende Künstler sich verwirklich hat. Ich hole mir aus diesem und jenem meine Inspiration und verwirkliche diese Sachen in meiner Arbeit.


Du hast bisher noch kein Kink Event erlebt, gibt es welche auf die Du gerne gehen würdest, wenn alles wieder in der Normalität angekommen ist?

Ich möchte zu einigen Fetisch Events ins Vereinigte Königreich. Und Folsom hier in den Staaten zu besuchen, bevor ich weltweit reise, würde mich interessieren. Ich denke, ich würde das dasselbe Gespür für die Community bekommen, wie wenn ich auf dem Pride bin. Ich liebe den Pride, weil alle so liebenswürdig und leicht miteinander umgehen, Menschen lächeln und machen sich gegenseitig Komplimente. So stelle ich mir diese Kink und Fetisch Events vor, eine persönlichere Erfahrung als die, für die man einen Telefon-/ oder Computerbildschirm braucht.


Was hoffst Du für die Zukunft unserer Szene?

Ich hoffe, sie bleibt lebendig und bringt ein bisschen Jugend in unsere Community. Abgesehen davon, hoffe ich, dass die schwule Community sich von unrealistischen Anforderungen freimachen kann. In einer Zeit mit digitalen Fassaden, verlieren sich Leute in etwas, das nicht real ist.

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