MITGLIEDERARTIKEL: Master & Sklaven neu definieren

MITGLIEDERARTIKEL: Master & Sklaven neu definieren

von Recon News

08 Dezember 2021

Von NikeShoxJock

In der Welt des Kinks sind gewisse Fetische in der Theorie so identisch, dass sie genauso gut untrennbar sein könnten. Bei meinem naiven Einstieg in Kink dachte ich, BDSM und Master & Sklaven seien untrennbar miteinander verbunden. Aber bald lernte ich, dass unsere Verbindungen zu Kink nuancierter und individueller sind, als es an der Oberfläche erscheint. Für viele sind BDSM und Master & Sklaven untrennbar – es sei denn, man ist natürlich bereit, Master & Sklaven neu zu definieren.

Es ist eine uralte Geschichte: Eine Generation einigt sich auf eine Realität, wie etwas sein sollte. Die nächste Generation wird erwachsen und addiert, subtrahiert oder ändert den Status Quo und die vorherige Generation passt sich daran an oder lehnt es ab. Mit jeder Generation verändert sich die Wahrnehmung der Gesellschaft des menschlichen Lebens. Also beginnt der Kampf um die Aufrechterhaltung des Status quo, um einen neuen Schutz dessen oder um Kompromisse und um ein Gleichgewicht zu finden. Die Welt des Kinks bildet da keine Ausnahme.

Altmodische, ich wage sogar zu sagen konservative Master oder Doms, sehen nicht unbedingt eine Diskrepanz zwischen diesen Begriffen: Master und Dom. Wenn ich altmodisch sage, meine ich nicht unbedingt alt. Diejenigen, die auf der aktiven Seite der Dinge stehen, unabhängig vom Alter, interpretieren ein Dom zu sein als ein Master ein zu sein, daher ist ihr Sub ihr Sklave. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Alle Master sind Doms; alle Sklaven sind Subs. Viele argumentieren jedoch, dass nicht alle Doms Master und nicht alle Subs Sklaven sind. Ich vermute, das ist überraschend und doch auch wieder nicht…


Das hat mit der Konnotation zu tun. Master bedeutet totale Kontrolle, total Dom, total Sklave. Manche Master erwarten eine Carte Blanche oder einen Blankoscheck, wenn sich ihr Sklave unterwirft. Im Allgemeinen haben Master die totale Kontrolle über ihre Sklaven, solange das, was „Master" will, innerhalb von RACK (risk-awareness consensual kink – risikobewusster gegenseitig zugestimmter Kink) liegt. Aber es existiert das Wort "total". Einige Master und Sklaven verwenden das Wort total in ihren Beschreibungen, um die Art von Master und Sklaven zu bezeichnen, die sie verkörpern. Total bedeutet Carte Blanche ohne Grenzen: totale Kontrolle, totale Unterwerfung. Manche Master und Sklaven haben Grenzen, weshalb sie sich nicht als total bezeichnen würden, oder? Das wirft die Frage auf: Was bedeutet total denn wirklich und wenn man nicht total ist, was bedeutet Master und Sklave außerhalb dieses Kontexts?


Total kann bedeuten, dass die Dynamik auch außerhalb des Spiels existiert. Einige Master, sogar Doms, erwarten, dass ihre Sklaven/Subs die Dynamik außerhalb des Schlafzimmers weiterführen. Das beste Beispiel dafür ist meiner Meinung nach Keuschheit. Gibt es eine bessere Weise, um beide Beteiligten daran zu erinnern, dass der Schlüssel und der Käfig ständig vorhanden sind? Kann total auch nur bedeuten, dass es innerhalb des Spiels gilt? Ich denke schon. Wenn man nicht total ist, würden dann altmodische Master und Sklaven einen so betrachten? Oder würden sie einen in die Dom/Sub-Kategorie schubsen?


Normalerweise bin ich eher auf der liberalen Seite unterwegs und begrüße es, Abwechslung und neue Zutaten zu einem etablierten Rezept hinzuzufügen. Und wenn man ein Sub ist, der bestimmte Grenzen hat und nicht möchte, dass diese Dynamik außerhalb des Schlafzimmers existiert, dann ist man nur ein Sub, kein Sklave. Habe ich recht? Oder können Sklaven auch Grenzen haben?



Nun zu den Mastern und Sklaven, die dies lesen, welche Art von Master oder Sklave seid ihr? Als ich zum ersten Mal auf Recon stieß, dachte ich darüber nach, „Master & Slaves" als Interesse hinzuzufügen; Es würde mir nichts ausmachen, „Masters & Slaves" als Interesse zu meinem Profil hinzuzufügen, aber von da an zu erklären, was für ein Sklave ich bin, würde schließlich einige Master abturnen. Meine theoretische Identität als Sklave ist sicherlich enger gefasst als die anderer. Wie schon erwähnt, bin ich als Sklave nur beim Spielen Sklave. Und bei mir gibt es keine Carte Blanche. Ich habe meine spezifischen Turn Offs/Limits. Die Vorstellung, ein Sklave zu sein, ist für mich erotisch und erregend. Ich will im Schlafzimmer wie ein Sklave dominiert werden. Aber genügt das einem Master? Ich würde argumentieren, nein. Mir wurde von Mastern gesagt, dass ich kein Sklave bin. Ich bin nur ein Sub. Sklaven sind total machtlos. Also habe ich die Sub-Rolle für mich angenommen.

Ich habe mich mit Doms eingelassen, die Kontrolle über mich wollten, Bilder zu zufälligen Tageszeiten anforderten, mir befohlen, willkürlich banale Dinge zu tun, mit entweder anboten, dass ich die Wahl hätte, sie zu tun oder mir befahlen, alles stehen und liegen zu lassen und die Wünsche meines Doms über meine realen Verpflichtungen zu priorisieren. In meiner Turn Off/Grenzen-Liste meines Profils führte ich "BDSM außerhalb des Schlafzimmers" auf. Was ich suche, ist anscheinend ein Dom, kein Master. Ich bin wirklich überrascht, wenn ich eine Nachricht von einem Master bekomme und seine erste Nachricht so etwas ist wie: „Hey Schlampe, schreib mir an diese Nummer und ich gebe dir deine ersten Anweisungen. Du weißt, du willst es." Mein erster Gedanke ist: Was zum Teufel?! Hat diese Person mein Profil nicht gelesen? Oder hat diese Person ignoriert, was ich gesagt habe. „Masters & Slaves" ist dort nicht aufgeführt. An alle Master und Doms da draußen: um keine Zeit zu verschwenden, lest das Profil einer passiven Person; geht nicht davon aus, dass man ein totaler Sklave ist, nur weil man passiv ist.

Ich weiß, dass es viele Doms gibt, die keine Master sind oder keine Master sein müssen. Aber ich möchte die Wahrnehmung berichtigen, dass alle Subs Sklaven im traditionellen Sinne sind. Diejenigen auf der aktiven Seite sollten nicht davon ausgehen, dass diejenigen auf der passiven Seite „Kontrolle" auf die gleiche Weise wahrnehmen. Ich sage nicht, dass die meisten aktiven Männer das tun; Ich sage, einige tun es. Ich habe mich mit vielen Doms beschäftigt, die mich wie einen Sklaven behandelt haben oder versuchten, mich wie einen zu behandeln, und es entsteht ein Clash der Kulturen. Konflikte ruinieren die Stimmung. Wenn ich einen Dom zurückdränge, der versucht, mich auf „Sklaven"-Manier zu behandeln, gibt es manchmal viel Verwirrung und jemand ist beleidigt. Aus diesem Grund ist es wichtig, zu definieren, welche Art von aktiver und passiver Person man ist.

Wenn ich mit Doms und/oder Mastern chatte, nehme ich mir Zeit, um zu erklären, was für ein Sub-/passiver Typ ich bin. In erster Linie habe ich, wie gesagt, meine Grenzen. Ich spiele nicht mit einer Carte Blanche. Von da an erkläre ich, dass ich ein Brat-Sub bin, was manchmal Spannungen mit sich bringt. Einige Doms/Master erwarten die sofortige Unterwerfung. Ich mag es, verführt zu werden. Ich mag es, zur Unterwerfung gezwungen zu werden. Ich mag es, wenn meine Unterwürfigkeit verdient werden muss. Zum Glück genießen viele diese Herausforderung und testen sich gerne selbst, um zu sehen, wie schnell sie mich zum Aufgeben bringen können. Andere tadeln mich dafür, dass ich mich überhaupt als Sub bezeichne. "Du bist kein Sub, du bist nur ein Typ, der gerne verführt wird und sich wie eine kleine Schlampe bedienen lässt." Ich habe das mehrmals auf verschiedene Weise und Form erfahren. Denn es ist der Dom/Master, für den gesorgt werden muss; das ist aus seiner Sicht die Aufgabe des Subs oder Sklaven. Ich verstehe das. Dem stimme ich zu. Ich genieße es, meinem Dom zu dienen. Aber ich muss wissen, dass er meine Knechtschaft wert ist. Für viele ist das zu viel verlangt. Ich strapaziere die Regeln zu sehr. Ich definiere zu viel neu. Für andere schaffe ich meine einzigartige kleine Nische, die nicht anders zu dem ist, wie andere Subs oder Sklaven gerne dominiert werden.

Die umfassendere Frage ist nun, gibt es diesbezüglich Kontroversen? Gibt es einen allgemeinen Konsens? Wie anfällig sind wir in der Welt des Kinks für Veränderungen? Können wir solche Veränderungen begrüßen oder gefährden sie die festgelegten Regeln und etablierten Traditionen und erzeugen zu viel Verwirrung und Spannung? An alle Doms und Subs, Master und Sklaven, Aktive und Passive, Tops und Bottoms – was sagt ihr dazu? Können wir masters & slaves neu definieren oder sollten wir es bei der altmodischen Definition lassen?


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