MITGLIEDERMEINUNG: Realität vs. Fantasie der Unterwerfung

MITGLIEDERMEINUNG: Realität vs. Fantasie der Unterwerfung

von Recon News

11 Januar 2022

Von BodyRaw

Ich lese viele Artikel auf Recon, die mich manchmal faszinieren, manchmal zum Lächeln bringen und manchmal auch abschrecken.

Deshalb: wer bin ich und warum schreibe ich das?

So vor 30 Jahren fühlte ich mich wie viele von uns ganz natürlich von dieser wunderbaren Welt des Fetischs und des BDSM angezogen. „Vanilla" („Blümchensex") hat mich einfach kalt gelassen. Selbst ein super Orgasmus konnte meine wahren und dunkelsten Bedürfnisse nicht befriedigen. Sadismus hingegen fiel mir sehr leicht und das Wimmern eines Typen machte mich echt hart und geil. Auch hier habe ich, wie die meisten von uns, lange gebraucht, um Typen zu finden, mit denen ich wirklich zusammenpasste und selbst dann haben sie oft zu große Töne gespuckt oder standen heimlich auf „Vanilla".

Als ich nach London zog, lernte ich einen Ledermaster kennen, der ein Gentleman war und es machte viel Spaß, mit ihm zusammen zu sein. Selbst als frischgebackener Dom war ich instinktiv respektvoll und hörte ihm aufmerksam zu. Schließlich, nach vielen Diskussionen, schlug er vor, dass ich, um ein guter Dom/Master zu sein, wirklich wissen sollte, wie es ist, ein Sklave zu sein. Damit ich die Gefühle und Erfahrungen verstünde, die ein Sklave in unseren Händen durchmacht. Außerdem, um den Sub-Space zu kennenzulernen (kein Mythos) und zu erkennen, was meine masochistische Seite wirklich sei. Ich weiß, dass viele D/Ms bei diesem letzten Kommentar zurückschrecken werden, aber wir alle haben beide Seiten in uns, egal wie klein dieser Drang auch sein mag. Die Freude daran, Schmerzen und Unbehagen zuzufügen, kommt von inneren, nicht von äußeren Einflüssen. Ich spreche von unserem, normalen und unglaublichen Lebensstil. Um eine der Seiten zu genießen, müssen wir einen verborgenen oder leichten Drang nach dem Gegenteil haben. Fantasie entsteht aus Verlangen, nicht aus Drang.

Jedenfalls stimmte ich zu, dass das ein berechtigter Punkt und eine gute Idee sei und weil ich ihm vertraute, gab ich mich versuchsweise in seine Knechtschaft. Ich dachte, dass es der einzige Weg ist, es komplett und sofort zu tun. Keine halben Sachen oder zweite Gedanken. Und so begann meine Reise.

Ich habe dann natürlich auf die harte Tour gelernt. Ich war immer stur und freimütig, und so verbrachte ich die ersten Monate damit, dass ich mich im Sitzen nicht wohl fühlte. Er war ein strenger Erzieher und nahm keine Unverschämtheiten oder Ungehorsam an. Er war schnell im Austeilen und zeigte keine Gnade bei seinen Lektionen. Vor dem Schlafengehen flossen Tränen - ziemlich häufig. Auch verbrachte ich in diesen ersten Monaten viel Zeit damit, stundenlang als Gimp abgestellt und ignoriert zu werden. Es ließ mich immer hart werden und vor Vorfreude sabbern! Auch verbrachte ich viel Zeit im herrlichen Sub-Space. Er war ein Master (Meister) im wahrsten Sinne des Wortes.

Aber er was er mich auch lehrte, und was eine der wichtigsten Lektionen fürs Leben, die ich je gelernt habe, ist, dass ein Sklave, egal wie streng man ihn benutzt oder diszipliniert, im Kern ein Mensch ist. So sehr manche um völlige Demütigung und Erniedrigung betteln, letztendlich geben sie einem anderen die Erlaubnis, sie so zu behandeln und vielleicht sogar ihren vollen freien Willen zu nehmen. So sehr sich ein D/M sich vielleicht gegen diese Idee wehren möchte, erinnert er sich an den Sklaven, der ihn verlassen hat, weil etwas schiefgelaufen ist? Von denen gibt es viele da draußen. Ich habe sie getroffen oder online mit ihnen gechattet.

Säue, die auf Schmerz stehen, haben den Wunsch, unsere harte Hand, CP, Auspeitschen usw. zu spüren. Aber wie ein Tier behandelt zu werden, erfordert Stärke, keine Schwäche. Daher liegt es meiner nicht ganz bescheidenen Meinung nach in der Verantwortung des Masters sicherzustellen, dass der Sklave/Sub, sogar der Sub-Mensch, vor körperlichen und geistigen Schäden geschützt ist. Wenn Körpermodifikation oder Skarifizierung euer Ding ist, macht weiter. Ich kritisiere nicht den Lebensstil von jemandem. Mein Credo war immer: „Wenn es zwischen einwilligenden Erwachsenen passiert, geht es niemanden etwas an." Ein Sklave willigt ein. Diese Zustimmung erfordert jedoch Vertrauen und Respekt.

Ich weiß, dass es viele D/Ms gibt, die glauben, dass ein Sklave nichts anderes als ein Stück Fleisch ist, und Respekt in dieser Situation eine lächerliche Sache sei. Aber Respekt hat viele Gesichter. Ich habe das Glück, einen absolut großartigen Partner zu haben, für den ich tatsächlich ein Alpha Daddy bin. Sein Profil ist HackneyRascal. Er ist auf keinen Fall mein Sklave, aber er gehört mir, und er zeigt mir eine Hingabe, wie ich sie noch nie erlebt habe. Auch unser Rollenspiel ist dunkel und faszinierend, aber das ist nicht, worüber ich hier sprechen möchte. Er bekommt Platz auf meinem Profil, weil er immer Teil meines Lebens sein soll.

Doch hier kommt die überraschende Wendung: Wir sind polyamorös, und er hat einen Ehemann. Tatsächlich war es sein großartiger Ehemann, der uns seinen Segen gab, uns Partner zu nennen – was wir im wahrsten Sinne des Wortes sind. Aber mein wunderschöner Boy hat andere Daddys, bei denen er von jedem etwas anderes bekommt. Die Schönheit eines Poly-Lifestyles, niemals Kompromisse eingehen oder sich darum kümmern zu müssen, mehr als eine Person zu lieben, ist für uns natürlicher als in destruktive und demoralisierende Winkel gedrängt zu werden.

Was hat das mit Mastern und Sklaven zu tun? Nun, ich erzähle euch von meinem schönen Boy als Gegenüber zu meinen Sklaven. Denn genau das sind sie. Sie dienen mir, betreuen mich und kümmern sich um jedes Bedürfnis, für das ich mich entscheide, sie auszubilden. Wie mein ehemaliger Master bin ich streng, ein echter Zuchtmeister. Disziplin ist nicht zum Vergnügen, sondern zum Lehren da, und ich bin ohne Frage sadistisch. Wie ich bereits erwähnt habe, ist es für mich Musik, einen Sklaven wimmern oder sogar weinen zu hören, tatsächlich einer meiner liebsten Songs!

Aber hier ist meine größte Sorge, und sie wird nicht gut ankommen. Fallt nicht in die Falle, Pornofilmen zu glauben. Plattformen wie Kink.com haben hochqualifizierte D/s und die meisten haben tatsächlich eine Ausbildung auf der Plattform als Sub absolviert, bevor sie auch nur in die Nähe der Rolle des Doms gekommen sind! Es handelt sich auch um inszenierte und sehr genau überwachte Rollenspiele. Natürlich leben die beteiligten D/s im Allgemeinen unseren Lebensstil. Aber der Film ist, genau wie MGM, eine Fantasie! Natürlich hat nicht jeder Dom da draußen das Glück, die Erfahrung gemacht zu haben, die ich hatte, und ich hatte großes Glück, aber einige lernen buchstäblich durch das Anschauen von billigen Pornofilmen. Das ist keine Schande, ich hole mir immer noch gelegentlich Tipps aus einem guten Pornofilm. Ich bin ein großer Fan von Kink.com, weil es nicht nur um die Filme geht. Es geht um Lernen und Live-Teaching! Eine seltene Sache auf einer Pornoplattform, wenn sie so gut gemacht ist.

Aber genau hier liegt die eigentliche Gefahr. Als Sub/Sklave sehnt sich deine dunkle Seite danach, auf besondere Weise behandelt zu werden. Um alle Kontrolle aufzugeben und in deine Szene „gezwungen" zu werden. Sagen, was zu tun ist, Schmerzen zufügen, wie dein M/D entscheidet, zum Gimp gemacht, gefistet, Shibari (ich lerne erst jetzt, wie man das anwendet). Das ist das Ziel eines Sklaven, der Unterwerfung und des Dienstes. Oder es sollte das des Bois sein.

Aber was passiert, wenn Du gefesselt bist, dich danach sehnst, gefistet zu werden, und du weißt, dass du nicht entkommen kannst? Nun, im Grunde alles, was dein Peiniger entscheidet. Wie lange ist er schon ein Dom? Hat er noch andere Sklaven? Hat er schon mal jemanden gefistet? Versteht er den Unterschied zwischen markieren und zum Bluten bringen? Du verstehst, was ich meine.

Fantasie, das verspreche ich dir, geht leicht in deinem Kopf mit deiner Hand an deinem Schwanz! Aber wenn Kontrolle benötigt wird, ist das keine Fantasie, sondern Realität, und ohne Kontrolle reißt die Haut leicht. Bei der Psychologie der Kontrolle geht es nicht darum, in der Fantasie, sondern darum, in der Szene zu sein. Es ist in Ordnung, wenn ein Sklave in den Sub-Space kommt, ich liebe es, meine Subs dorthin zu bringen. Aber wenn Du nicht in den Händen eines ehrlichen D/M bist, bist Du in Schwierigkeiten. Manche Schäden sind auch bleibend. Ein künstlicher Darmausgang ist ein „Geschenk" fürs Leben - nicht nur für Weihnachten. Safewords werden nicht ohne Grund so genannt.

Mein Punkt ist deshalb folgender: wie auch immer eure Beziehung funktioniert, sie sollte symbiotisch, verständnisvoll sein und von einem verantwortungsbewussten D/M kontrolliert werden. Wenn ihr euch als Sklave medizinisch oder psychisch geschädigt fühlt, dann befindet ihr euch in einer gefährlichen Situation und solltet sie sofort verlassen! Wenn ihr jedoch wisst, dass euer D/M euch so behandelt, wie ihr wisst, dass ihr es braucht, und er sich auch eures Geisteszustandes bewusst ist und damit respektvoll umgeht, dann habt ihr jemanden gefunden, den ihr respektieren und dem ihr gehorchen könnt – und wenn ihr beide Glück habt, für den Rest eures Lebens.

An die Sub-Menschen da draußen, sind meine einzigen Worte der Warnung diese: Stellt sicher, dass ihr nicht durch einen sadistischen Mann sterbt, der nichts außer Gewalt in seinem Repertoire hat. Er ist kein D/M, er missbraucht euch einfach. Vertraut mir, wir sind sehr unterschiedliche Bestien. Ich verbringe hier viel Zeit damit, mich mit Leuten zu unterhalten, die ihre Fantasie weit über die Realität ihrer Erfahrung hinaus aufgebaut haben. Sie wissen nicht, was sie anbieten, und das liegt in euerer Verantwortung. D/Ms sind keine Hellseher, und wenn ihr uns ein Geschenk macht, öffnen wir es wie ein Kind zu Weihnachten.

Also denkt daran. Seid immer vorsichtig, was ihr euch wünscht. Die Realität ist selten dieselbe wie eure Fantasien!


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