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NOCH EINMAL LESEN: MITGLIEDER ARTIKEL - Wann man “Sir” sagt

NOCH EINMAL LESEN: MITGLIEDER ARTIKEL - Wann man “Sir” sagt

von Recon News

28 März 2023

Von TankTop

RuffTankTop ist seit 1991 in der Szene unterwegs, als sich nämlich (wahre Geschichte!) Mitglieder eines kalifornischen S&M Sex-Kults nach Einwilligung versuchten, an seinem Arsch zu vergehen und zur Überraschung aller Beteiligten feststellen mussten, dass er ein dominanter Top war. Er hat sich in dutzenden Ländern durch jeden Cruising Bereich, jedes Hinterzimmer und jede Kink-Party, an denen er vorbeikam, gefickt, und das am liebsten bis auf die Stiefel und den Pelz nackt, um direkt zur Sache zu kommen. Seine Grundwerte beim Kink sind Einwilligung, Anstand und sich voll auf die Szene einzulassen.


Wann kann ich jemanden Sir nennen?

Mir stehen hier nur 1000 Wörter zur Verfügung, deshalb kurz und bündig: wenn euch beiden danach ist.

Nein, ich meine nur, ich will beim Kink nichts verbocken und mir ist aufgefallen, dass einige Typen „Sir" in ihrem Namen haben und ich möchte da nichts falsch machen.

Du nennst ihn Sir, wenn euch beiden danach ist – und zwar nur dann.

Aber ist es nicht vielleicht unhöflich, wenn ich es nicht mache? Und was ist mit "Master"? Wann nenne ich jemanden Master? Und wann werde ich als Master bezeichnet?

Ok, ich gehe jetzt mal von einem Kink-Kontext aus. Und in so einem Kontext, der sich sehr weit außerhalb unserer regulären Welt, in der wir uns bewegen, befindet, ist, wie Du jemanden nennst – sei es Boy, hey Bitch!, Master, Du Dreckstück – genauso eine Frage der Verhandlung, wie die Fragen, wer jetzt wen fesselt und wenn überhaupt, wer was lecken wird.
Deshalb gelten dafür dieselben Regeln: es muss einen Dialog und Einwilligung geben und Du hast das Recht, nicht einzuwilligen.

Also haben Titel etwas mit Sex zu tun?

Es hat etwas mit Respekt, dem Wechselspiel von Macht und Flirten zu tun. Und ihr könnt euch dann entscheiden, diese aufzubauen oder sie einzureißen, wie es für euch beide am besten passt, selbst wenn ihr nur zusammen abhängt. Aber seid euch bewusst, dass das Benutzen der richtigen Sprache für manche Leute der Eintrittspreis zum Spielen ist: einige Dominante, so wie ich, werden nicht mit Dir spielen wollen, wenn du keinen verbalen Respekt zeigst; manche Submissive kommen nicht in die richtige Stimmung, wenn Du sie nicht kontinuierlich schlecht machst. Wir müssen alle definieren, was wir in unseren Kink-Dates mögen und brauchen. Und was eben nicht geht, ist, dass wir etwas alleine festsetzen. Es muss für beide passen.

Und das ist, was ich meine, wenn ich sage „es muss euch beiden danach sein." Wenn es für Dich und den anderen funktioniert, dass Du ihn „höchster kaiserlicher Herr" nennst, dann tu' das! Wenn nicht, dann nicht, aber sei Dir darüber im Klaren, dass Du dann vielleicht nicht die Chance erhältst mit ihm zu spielen.

Aber ich habe vom Old Guard Protocol gelesen, wo steht, dass…

Ja, da hake ich gleich mal ein. Egal ob Old Guard je existiert hat oder es nur die Erzählung einer fiktiven vergangenen Kultur in Kalifornien ist, Kink ist jetzt ein globales Phänomen, das beides, nämlich durch das Reisen und das Internet universal und durch den Fakt, dass wir Kinkster in unseren Kulturen vor Ort leben und ficken, auch lokal geblieben ist. Ich kann Dir sagen, dass im Holländischen kein gutes Äquivalent für „Sir" existiert, weshalb einige holländische Kinkster das Wort jetzt direkt übernommen haben, während man im Spanischen entscheiden muss, ob ein Dom oder ein Sub sich formal oder informal ansprechen. Du befindest Dich in der realen Welt und musst mit seinen Widersprüchlichkeiten umgehen. Es gibt keine unumstößlichen Regeln.

Aber gibt es wenigstens Basics? Irgendwas?

Einigt euch vorher. Bevor ihr respektvolle Sprache für Dominante oder schmutzigere Sprache für Submissive benutzt, stellt Folgendes sicher:

1. Es ist ein Kink-Kontext. Wenn die Leute um euch herum, die Unbeteiligten, eurem Machtspiel nicht eingewilligt haben, werdet ihr sie darin genauso wenig einbinden, wie ihr nicht am Samstag mit Subs an der Leine durch den Supermarkt spazieren geht. Wie alles in der Symbolik des Kinks kann diese Sprache für manche Leute, die Missbrauch erleben mussten, vor Krieg oder Folter fliehen oder im Gefängnis einsitzen mussten, höchst verstörend sein. Geht also einfach sicher, dass alle, die etwas mitbekommen könnten, eingewilligt haben, dass diese Art Sprache nur im Privaten, an Kink Orten, die eingewilligt haben, benutzt wird oder einfach leise und immer noch sexy genug, dass es niemand mitbekommt, aber ausreichend ist, eurem Dom einen feuchten Ständer beim Einkaufen zu bescheren.

2. Ihr erhaltet die Erlaubnis von den Leuten, mit denen ihr diese Sprache benutzt, vor allem Subs. Vorausgesetzt, ihr könnt jemanden zur Sau machen und erniedrigen ohne, dass ihr das Gefühl habt, der Sub teilt die Screenshots Deiner arrogant-fiesen Kurznachrichten gleich direkt in seiner WhatsApp King-Gruppe.

Sich von jedem eine Einwilligung holen? Wer hat denn so viel Zeit?
Also, es muss ja nicht immer ein ausdrückliches Gespräch sein. Vieles kann man auch einfach beobachten: was sie schreiben, wie sich verhalten, wie sich andere um sie herum verhalten. Wenn jemand in seinem Profil sehr klar darüberschreibt, was für eine Sprache er sich vorstellt und das für Dich funktioniert, dann nichts wie ran. In einem persönlichen Gespräch, frag' oder beobachte, wie andere mit ihm interagieren. Und wenn Dich jemand Sir nennt, kannst Du wahrscheinlich auch „Boy" zu ihm sagen, aber manchmal solltest Du das trotzdem rückklären; für PoC (People of Colour) kann zum Beispiel „Boy" dadurch, wie das Wort in der Geschichte benutzt wurde, um weiße Vorherrschaft durchzusetzen, negativ belastet sein.

Der Kontext spielt eine Rolle: Auf Recon, in einer Lederbar, auf Scruff oder in einem Coffee Shop ist unwahrscheinlicher, dass es daneben geht. An Kink-Orten sind Sir, Boss und Boy ziemlich sichere Nummern – wenn nicht sogar geradewegs zum Flirten geeignet – außer eben für die paar Leute, für die das nicht so ist, weshalb ihr darauf vorbereitet sein solltet, dass ihr manchmal auch eine Abfuhr erhaltet, wenn ihr nicht zuerst fragt.

Aber so eine Abfuhr ist auch eine gute Möglichkeit zu sehen, ob jemand dem ganzen Kink-Zirkus mit Anstand begegnet. Wenn ihr jemanden Sir nennt, der das total hasst (militärische Veteranen haben eine komplizierte Beziehung zu diesem Wort, da sie gezwungen waren, es für jeden Idioten, der nur ein paar mehr Streifen als sie hatte, zu benutzen), öffnet euch das wirklich die Augen dafür, wie er damit umgeht. Verhält er sich wie ein Arsch? Reagiert er nett, weil er sieht, dass Du Respekt zeigen wolltest? Geht ihm die Sicherung durch? Und funktioniert seine Haltung für Dich?

Ist ein Submissiver höflich oder freundlich oder nicht nachtragend, wenn die Sprache, die Du benutzt, zu abwertend ist? Ist er schnell beleidigt? Funktioniert das für Dich?

Wie steht es um die Groß- und Kleinschreibung?

Oh, dieses Minenfeld… Auch da: schaut euch sein Profil an, überprüft, wie er es schreibt und macht es auch so. Im Allgemeinen sollte man den ersten Buchstaben in „Sir" oder „Boss" immer großschreiben. Ich sage meinen Boys, dass sie „SIR" schreiben sollen, wenn sie mir schreiben, so dass ich sehen kann, ob sie genauen Befehlen, die sie vielleicht nicht ganz mögen, folgen können, aber ich spreche nur für mich. In der Beziehung bin ich ein arroganter Schnösel.

Danke, SIR.

Gerne, boy.

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