tominfinland - Mr Fetish Finland 2019

tominfinland - Mr Fetish Finland 2019

von Recon News

06 Mai 2020

Recon: Was sind Deine Haupt-Fetische?

Tominfinland: Das ist eine schwere Frage, denn ich mag wirklich eine große Auswahl an Dingen in der Fetisch-Welt und man könnte sagen, dass ich eine massive Angst habe, etwas zu verpassen (Danke, Millenialismus!), deshalb lebe ich mit dem Motto „Alles einmal probieren und dann zur Sicherheit noch mal."

Am Ende jedoch hängt alles von dem/den Typen ab, mit dem/denen ich spiele. Es kommt wirklich auf die Chemie an und ob es passt, das bestimmt, was ich in dieser Session wagen werde.

Aber, wenn ich wählen müsste, ist Power Play das Herz dessen, worauf ich stehe und der Grund, ob ich auf etwas stehe oder nicht. Ich mag die Jagd und die sexuelle Spannung, die daraus entsteht: wer gibt als erstes nach und wird den ersten Schritt machen und was ist seine Rolle im daraus entstehenden Play?

Wenn es um Gear, Leder, Uniformen und Wrestling Gear geht, stellen alle für mich Power Play dar und passen natürlicherweise dazu, diesen Fetisch für mich zu manifestieren.

Auch macht mich ein Tag/Nacht Kontrast sehr an. Also könnte man im Grunde sagen, dass ich zwei Gesichter habe, wenn es um den Fetisch geht. Es macht mich total an, wenn ich einen Typen treffe und er denkt, dass ich ein bisschen unschuldig und Vanilla bin (und ich weiß, dass er es nicht ist) und im nächsten Moment sind wir beide in einem vollen Fetisch-Fick und er ist ziemlich sprachlos. Das macht immer Spaß.

R: Wie bist Du auf die Vorliebe für Leder gekommen?

t: Ich hatte mein Coming Out sehr früh und meine Schwester, die mich wunderbar und toll unterstütze, gab mir ein Adressbuch mit einem Tom of Finland Bild auf dem Cover. Ich glaube nicht, dass sie wusste, wer Tom of Finland war oder dass da eine ganze Welt mit seinen Arbeiten existierte, aber dieses eine Bild löste definitiv eine fieberhafte Suche online aus, neben anderen Sachen…

Ich fing tatsächlich in meinem letzten Jahr an der High-School an, in Leder zu spielen, als ich einen Typen datete, der auch auf Fetisch, besonders Leder, stand. Bevor wir zusammenkamen war er in San Francisco und kam mit einiger Leder-Gear zurück (und einigen Sauna-Geschichten) und wir fingen an, diesen Fetisch zusammen zu erkunden.

Keiner von uns enthüllte dem anderen sein Interesse für Fetisch für eine Weile, aber am Ende taten wir es und verdammte Scheiße, ein Glück! Es lehrte mich eine gute Lektion darüber, dass man mit Partnern offen darüber sein sollte, auf was man steht und egal, ob es gut oder schlecht ausging, war ich seitdem immer offen damit.

R: Was magst Du an Leder und der Lederszene?

t: Ich liebe den Geruch von Leder. Ich weiß nicht, was es am Anfang war, aber jetzt hat es für mich eine Assoziation mit Sex, Lust, Schweiß, Macht, Kontrolle und ihrer Abwesenheit. Der Symbolismus der Uniformen (Leder oder andere) beflügelt diese Macht Dynamik, die ich so liebe. Es ist schwer, davon nicht angeturnt zu werden!

Ich habe immer die ganzen Leder Sir/Boy Beziehungen, die existierten bewundert (und auf manche Art immer noch existieren). Nicht nur für den sexuellen Aspekt, aber was es bewirkt und repräsentiert: deine eigene Familie schaffen, nacheinander schauen und eine sichere Umgebung schaffen, um Deine Fetische zu erkunden.

Ich glaube, das ist es, was ich in der Leder- (und Fetisch-)Szene als Ganzes sehe und liebe. Wenn Du eintauchst, entdeckst Du, dass es eine Community voller Leute ist, die sich selbst und ihre Sexualität entdecken, frei von irgendeiner Wertung (zumindest über ihren Fetisch).

R: Wie ist die Fetisch-Szene in Finnland so?

t: Die Fetisch-Szene hier ist größer als man erwarten würde! Unseren örtlichen Fetisch Club, MSC Finland, gibt es seit über 40 Jahren und als das Zuhause von Tom of Finland liegt es auf der Hand, dass es ein Erbe zu verwalten gibt.

Während es monatliche Fetischnächte gibt, die von MSC Finland organisiert werden, gibt es dazu auch viele private Partys, wo Leute ihren Start haben und von da (oder anderen Orten) aus, entwickeln sie sich und lernen mehr über ihre Fetische und Interessen und kommen zu den MSC Nächten.

Die Szene ist auch ziemlich divers! Finnland ist ein sehr weißes, europäisches Land, aber in der Fetisch Szene findet man eine hohe Repräsentation verschiedener ethnischer Gruppen, Länder und Altersbereichen, was ich total super finde.

R: Was hat Dich dazu gebracht, dem Mr Fetish Finland Wettbewerb beizutreten?

T: Ein paar Leute schlugen vor, dass ich mir überlegen sollte, teilzunehmen, aber ich war mir nicht sicher, ob ich was taugen würde oder ob ich überhaupt wusste, was ich da tat und ich wusste nicht, was ich erwarten sollte, also stellte ich die Idee zurück.

Wie viele Typen, die ich über die Jahre getroffen hatte, war ich eher immer am Rand der Fetisch- und MSC Finnland Community für eine ganze Zeit, besuchte einige Partys, aber gab mich nie ganz hin. In den Wettbewerb um Mister Fetish Finland zu gehen, war für mich eine Entschuldigung sich ganz in die Szenen hineinzuwerfen, offen und stolz mit meinen Fetischen umzugehen und hoffentlich andere zu ermutigen, das auch zu tun.

Ich bin auch sehr für Sex Positivität und pragmatisch zu sein, wenn es um sexuelle Gesundheit geht. Vor 4 Jahren beschloss ich, dass ich mit PrEP anfangen möchte und nachdem ich von einem Arzt fast ausgelacht wurde, machte ich es zu meiner Mission herauszufinden, wie man es bekommt. Am Ende lachte dann nur noch ich, denn jetzt bin ich hier ein großer Advokat für PrEP und alle Dinge der sexuellen Gesundheit und verstand Mr Fetish Finland als eine Plattform das in der Fetisch Community zu verbreiten.

R: Wie war der Wettbewerb und wie war es ihn zu gewinnen?

t: Ich war nervös wie verrückt. Es war die erste solcher Sachen, bei denen ich mitmachte. Dazu noch jemand am Rand der Szene zu sein, der gegen zwei großartige befreundete Mitstreiter stand: Anton, der in der Community etabliert ist; und Zafar, den ersten Mr Rubber Mexico.

Und um die Nerven noch mehr zu strapazieren, bestand das Publikum nicht nur aus Männern, sondern war für jedermann offen, also musste man wirklich gewollt sein, offen und stolz mit seinen Fetischen umzugehen, weil es sehr wahrscheinlich sowieso rauskommen würde!

Zu gewinnen war natürlich fantastisch, aber selbst, wenn ich nicht gewonnen hätte, hatte ich doch die Möglichkeit über den Zugang zu PrEP zu schimpfen und mehr Leute darauf aufmerksam zu machen. Eine der nahegehendsten und überraschendsten Sachen war, dass ich Unterstützung und Glückwünsche von Leuten bekam, von denen ich das nie erwartet hätte: von meinem Schwager, der auf Facebook darüber postete über Kunden, die mir gratulierten und Freunden, von denen ich eigentlich erwartet hätte, dass sie ein bisschen geschockt sind, die unglaublich unterstützend waren. Es hat mich definitiv etwas über Vermutungen gelehrt!

R: Was war das Beste daran Mr Fetish zu sein?

t: Meine Wahl war vor weniger als einem Monat, deshalb ist alles noch sehr neu, aber das ändert sich vielleicht! Im Moment ist es das Treffen von Leuten. Ich liebe es bereits, so viele Fetischisten und Kinkster in Helsinki und Antwerpen zu treffen. Es ist super zu sehen, wie stolz diese Community ist und kann es nicht erwarten, mehr von euch zu treffen.

Ich freue mich darauf, dieses Jahr an einigen Projekten in der allgemeinen Community zu arbeiten und auch für MSC Finnland meinen Beitrag zu leisten, zu fördern und weiter aufzubauen, was schon jetzt eine großartige Community ist.

Uuund es bringt mich dazu, noch mehr meine Gear zu tragen oder wenigstens die Fetisch-Flagge zu hissen, wann immer ich kann und Männer zu ermutigen offen, stolz und dabei zu sein.

R: Worauf stehst Du bei Fetisch-Männern?

t: Also offensichtlich besteht ein Interesse an Gear, egal ob es Leder, Sports, Punk, Chav, Gummi ist… jedes bringt seine eigene Sache mit in die Session und das macht den halben Spaß aus!

Typen, die mit dem Flow gehen können und kein Drehbuch brauchen. Typen, die neue Dinge ausprobieren können. Typen, die nach oder (während) dem Sex ein Gespräch führen können. Ganz wichtig: Typen, die beim Sex lachen können! Geräusche passieren, Leute fallen aus dem Bett, Köpfe schlagen gegeneinander, Hunde schaffen es die Tür aufzumachen und dann kann man doch nur noch lachen. Es muss nicht zu ernst ablaufen!

Eine Sache, die ich ganz früh gelernt habe, ist es, das Konzept eines „Typen" zu verwerfen, besonders in der Fetisch-Szene. Du weißt niemals, was hinter den Augen und dem Arbeitsanzug einer Person steckt. Wenn ich mir die Typen anschaue, mit denen ich den besten Sex hatte, wäre keiner davon mit dem übereingekommen, was ich in der Vergangenheit als meinen Typ ansah, aber die Verbindung und der Spaß, den wir hatten, war phänomenal.

Oh und die ruhigen, die weiter hinten sitzen und warten (besonders in Gruppen) … die sind immer der gefährlichste Spaß.

Erzähl uns von Deinen bevorzugten Szenarien fürs Play?

t: Ich neige dazu, ein Fan zu sein, länger zu spielen. Es gibt mir die Chance eine Verbindung auszubauen, mir Zeit zu lassen und herauszufinden, was den oder die anderen anmacht.

Es hängt total von der Dynamik mit dem/den Anderen ab. Ein paar gute Toys, eine versaute Einstellung, Gear zum Anziehen, ein bisschen Aggression, animalischer Drang, darüber aufgeregt sein, was passieren könnte und sich darauf konzentrieren und zu genießen, was passiert. Und, wenn es eine Gruppe ist, sich auf jeden einlassen.

Es ist ein animalisches Fick-Fest, großartig! Wenn es eine ganze Session bedeutet, von einem Dom geteased zu werden – großartig! Wenn es ein aggressives Piggy Switch Power Play voller Würgegriffe und Anspucken, großartig! Wenn es Wrestling in Gear mit unseren Schwänzen beinahe aus den Kampfanzügen herausplatzend, verdammt großartig!

Ich glaube, ich kann guten Gewissens sagen, ich mag guten Sex ohne irgendwelche Grenzen.

R: Gibt es abschließend noch irgendetwas, was Du unseren Mitgliedern – oder der Fetisch Welt im Allgemeinen – sagen willst – dann ist das jetzt Deine Chance!

t: Helft und unterstützt die Neulinge, sowohl die mentale Hürde sein Coming Out als Fetischist zu haben wie auch die Hürde, keine Gear zu haben. Einige von uns sind kühner als andere, aber manche von uns brauchen Zeit und Ermutigung, sich wohl genug zu fühlen, dabei zu sein. Wir kommen alle aus verschiedenen Situationen in unseren Leben und daran sollten wir uns erinnern. Nicht jeder kann seinen Fetisch im alltäglichen Leben ausleben (und für manche Leute ist ein Doppelleben sogar anturnend).

Erinnert euch daran, dass das coolste an dieser Community die Freundschaften sind. Hinter einer Person ist mehr als ihr Foto. Sie ist vielleicht nicht Dein Typ, sie steht vielleicht nicht auf das Gleiche wie Du, aber besonders in dieser Fetisch Community, ist sie ein Mensch und sie wird vielleicht Dein Freund werden. Überseht nicht den Wert, den das hat.

Wenn ihr mich irgendwo seht, kommt vorbei und sagt Hallo! Auch wenn ich mein normales „Verpisst euch" Gesicht habe (und das liegt noch weit vor dem „Resting Bitch" Gesichtsausdruck). In Wirklichkeit bin ich ein netter Mensch.

Wenn ihr auch mal an einem Recon Interview teilnehmen wollt, dann bewerbt euch, indem ihr euren Usernamen an social@recon.com schickt.

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